Zur Nestlé GV 2018 wollte ich ursprünglich jenen Antrag stellen 1% von dessen Gewinn für Schulungen in Afrika einzusetzen. Nachdem ich die bisherigen Anstrengungen, Ergebnisse und Tipps der Entwicklungsarbeit eingelesen hatte, wählte ich die Option der Weiterbildung. Nestlé stellte ich meinen Antrag im Vorfeld zu, worauf in einem zweiseitigen, persönlichen Brief Nestles Bildungsunterstützung aufgezeigt wurde. Daher mochte ich die Diskussion darüber direkt mit dem Unternehmen weiterführen und zog den Antrag zurück. Denn auf diesen wäre wie eben bisher lediglich noch mehr Schriftliches oder Vorgefertigtes erfolgt.
Dennoch besuchte ich die Nestlé GV. Es demonstrierten derweil Leute gegen Wasserdiebstahl in Brasilien und gegen andere Ungerechtigkeiten von Nestlé vor dem Gebäude. Ich regte einen Demonstranten an doch an die GV zu gehen und sein Anliegen vorzutragen. Mir kam dabei zu Ohren, dass Verwaltungsrat, Geschäftsleitung und auch deren Publikum eher gelangweilt auf solche Vorstöße reagierten; ich könnte es ja machen und den Brief vorlesen.
Für mich passte der Tipp irgendwie. Denn ich trachtete danach zu reden, hatte kein wirkliches Thema in der Tasche und; «warum nicht?» Die Registrierung war unkompliziert, es stand vorne ein Platz bereit, und ich hielt meine Rede. Das Anliegen kurz auf den Punkt gebracht, und statt einer Frage bat ich um Prüfung des Falles.
Den Leuten gefiel es, das motivierte mich nun sehr für weitere Auftritte. Nach meiner Rede sprach ich oft mit den Helfern (oft Mitarbeiter), genoss einen feinen Apéro und im Zug eine stimmungsvolle Heimfahrt mit anderen Aktionären.
Die darauffolgende Kommunikation gestaltete sich hingegen schwierig, die NGOs lieferten keine Fakten, und weitere Diskussionen verliefen deswegen im Sande. Allerdings erweiterte sich mein Verständnis bezüglich vieler Fragen.
Für die GV 2019 schließlich habe ich meine ursprüngliche Idee der Weiterbildung wieder aufgegriffen. Ich bin sicher, dass es darauf zielführende Gespräche geben wird. Dazu habe ich ein Lied zu Plastik geschrieben, doch das eigentliche Problem ist fehlende Schulung.
Lied zu Plastik
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Nun ist auch schon die GV 2019 vorüber.
Meine Rede, oder besser das Lied und Gedicht ist bei den meisten Aktionären gut angekommen. Insbesondere das Thema Schulungen (Bildung), als Lösungsansatz vielerlei Probleme, ist weitgehend akzeptiert worden. Jetzt möchten wir mit dem Konzern Gespräche führen und hierbei auch Regierungen einbinden.
Nestlé empfing mich einmal in Vevey und erklärte mir dort das Modell des Sharing, dass eben Nestlé mit allen fair teile. Ich hatte ein Lied, «Wahrheit», vorbereitet.
Später wurden meine E-Mails nicht mehr beantwortet. Zur GV 2023, die wieder mit Anwesenheit der Aktionäre stattfindet, hatte ich folgenden Diskussionsbeitrag vorbereitet.
Diskussionsbeitrag GV Nestlé 20. April 2023
Werbekampagne mit afrikanischen Kakaobauern
Afrikanische Kakaobauern erhalten ein tiefes Einkommen, und diese Länder benötigen dringend Geld. Nestlé trägt zur Wertschöpfung bei. Vielleicht etwas mehr?
Mit George Clooney, «Nespresso what else», wurde eine fantastische Werbekampagne kreiert, deren Früchte wir als Aktionäre heute noch geniessen können.
Ich bat die entsprechenden Werbestrategen um eine Aktion, die den Kakaobauern sowohl als Erzeuger als auch als Promoter zugutekommt.
Die Antwort des Verwaltungsrates enttäuschte mich: Lediglich Allgemeinplätze, wie diese im Geschäftsbericht stehen, wie beispielsweise «die Bildungsgutscheine» erwähnte er. Per E-Mail fasste ich nach, Paul Bulcke beantwortete diese prompt:
Besten Dank für das freundliche Feedback und Ihre kreativen Vorschläge anlässlich unserer Generalversammlung. Wie Sie wissen, ist Afrika auch uns ein besonderes Anliegen. Gleichzeitig arbeitet unser Marketingteam seit einiger Zeit daran, unsere “Nachhaltigkeitsargumente” besser in unsere Marken zu integrieren und den Konsumenten noch klarer zu kommunizieren. Ihre Vorschläge rennen da offene Türen ein. Ich habe Ihren Vorschlag intern weitergeleitet.
Die Antwort zeigt eine sehr zentrierte Sicht auf Nestlé; dennoch besteht dank der Teilnahme an der Generalversammlung ein Dialog.
Diskussionsbeitrag GV Nestlé 20. April 2023
Nestlé nimmt seine Aktionäre teilweise ernst
Dieses Jahr habe ich erneut einen Beitrag an die Generalversammlung gerichtet.
Hier als Stichworte das Kernanliegen meines Beitrags:
- Werte für Stakeholder schaffen
- im Folgenden zuerst einmal ein Lied: Sozialkapital.
Weitere Stichworte des Kernanliegens nach dem Lied;
- Nestlé zahlt Dividenden für Aktionäre
- Löhne für Mitarbeiter
- kauft bei Lieferanten ein
- zahlt Steuern, sogar mehr als in der OECD Richtlinie vorgegeben.
- Alle Beteiligten sollten in Unternehmensentscheide einbezogen werden. Aktuell tun dies Kapitaleigner und am anderen Ende Großaktionäre.
- Der Wunsch zur erhöhten Einflussnahme aus der Gesellschaft sowie zur Bildung von transparent agierenden Expertengremien zeichnet sich deutlich ab.
Frage, die im Vorfeld an Nestle gerichtet ist:
Welche Expertengremien existieren bei Nestlé, und sollte der Einfluss von Großaktionären geschmälert werden?
Die entsprechenden Antworten darauf habe ich genauer betrachtet:
Nespresso Sustainability Advisory Board,
gegründet 2013, einmal jährlich für Nespresso promotend, George Clooney, 20 Experten, VIPs -> PR Show -> nur auf der Webseite von Nespresso ist dies ersichtlich.
Scientific Advisory Board: Scientific Advisory Comittee
Health Division: Dazu keine Auskunft zu Mitgliedern -> Was für Aktionen sind hiermit gemeint?
Forest Positive Expert Advisory Council
Auszeichnung: 2024, bei Forest 500 beste Leistung für Wiederaufforstung ->Peru puro
Cocoa Income Accelerator;
begrenzte Info; ab 2024 Ghana, nur Elfenbeinküste: Strukturen dafür werden nicht hinterfragt.
Die Frage:
Neues Gremium durch Lostrommellösung (Urne)?
Nestlé hat meine Anliegen bereits im Vorfeld beantwortet. Daraufhin habe ich die Rede daher mit Beispielen unterlegen können. Auf der GV eine habe ich eine nur leicht zutreffende oder eine der Frage nur leicht entsprechende Antwort erhalten. Was wird in den Gremien entschieden, warum liest man nichts davon in der Presse?
Stattdessen: George Clooney setzt sich gegen Ungerechtigkeit ein, und Nestlé möchte mit der Gesellschaft so viel wie möglich teilen. Konkrete Fakten fehlen dazu allerdings. Auf die Idee, Plätze für ein Beratungsgremium zu verlosen, ist nicht eingegangen worden.
Die Aktionäre haben sich auf den anschließenden Apéro gefreut. Nestlé hat erlesene Weine serviert, das Essen ramponiert hingegen ihren Ruf. Schade finde ich auch, dass immer weniger Mitarbeitende an der GV mitwirken sowie Security und Service externen Firmen ausgegliedert werden.
Immer ist es für mich ein schönes Erlebnis, den Nachwuchs von Nestlé zu treffen. Überdies haben am Apéro Mitarbeitende von Nestlé mit den Aktionären gesprochen.